Von der Schwierigkeit, gut zu sein

Bertolt Brechts Parabel „Der gute Mensch von Sezuan“ stand am 5. Oktober auf dem Spielplan des Landestheaters in St. Pölten. Für die Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Klassen war es eine gute Gelegenheit, ein Musterbeispiel des „epischen Theaters“ in einer modern gestalteten Aufführung eines durchwegs jungen Ensembles zu sehen.

Brecht spricht in seinem Stück zeitlose Themen wie Glaube, Liebe, materialistische Selbstsucht und selbstlosen Altruismus an. Er übt Kritik an der Macht des Geldes, an Korruption, Armut und Ausbeutung. Doch vor allem stellt er die Frage, wie man unter diesen Umständen gut sein kann, ohne sich selbst zu opfern.

Im Zentrum der Handlung steht Shen Te, mittellos und am Rande der Gesellschaft, doch ein herzensguter Charakter. Durch ihre Menschlichkeit gewinnt sie die Gunst der Götter und gelangt zu bescheidenem Wohlstand. Diesen droht sie allerdings umgehend zu verlieren, da sie von fast allen, die sie kennen, ausgenutzt wird, sogar von dem Mann, den sie liebt. So erfindet sie einen Vetter, Shui Ta, ihr rücksichtslos-geschäftstüchtiges „Alter Ego“, um überleben zu können. Wie es letztlich mit dem „guten Menschen“ weitergeht, lässt Brecht offen – die Zuseher sollen sich ihren Schluss selbst gestalten.

  

Die jungen Zuseherinnen und Zuseher äußerten sich sehr positiv über die Aufführung; sie waren beeindruckt von den Schauspielern, die mit bewusst einfachen bühnentechnischen Mitteln die Botschaften des Stücks mit Spielfreude und Elan vermittelten.